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Tipping Points für Alle?

Barrieren und Ausschlussmechanismen sehen und hinterfragen. Ein Zwischenstand zur Transparenz und Diskussion.

Seit einiger Zeit beschäftigen wir uns im Tipping Points Team mit dem Thema Inklusion und Diversität. Aktivistische und linke Räume sind oft sehr homogen. Weiß dominierte Räume sind oft zwar in der Theorie für alle offen und wollen inklusiv sein. In der Realität gibt es viele physische oder kulturelle Barrieren und werden Machtverhältnisse reproduziert. Somit ist Diskriminierung auch in aktivistischen Räumen für viele Menschen alltäglich. Das Abbauen von Barrieren und Zerschlagen von Machtverhältnissen braucht viel Reflexion, Ressourcen und Willen und ist ein Prozess, der nie abgeschlossen sein wird. Wir schreiben diesen Text nicht nur zur Offenlegung unserer Bemühungen, sondern auch als Anstoß für andere Initiativen oder Veranstaltungen.

Tipping Points möchte ein möglichst sicherer und möglichst zugänglicher Raum für alle sein, die sich für eine Veränderung des bestehenden Systems einsetzen. Dieser Prozess dauert, geht Schritt für Schritt voran und ist dabei bestimmt nicht immer ohne Fehler. Wir möchten mit diesem Prozess transparent sein und freuen uns stets über Feedback

Unterstützung von außen

In den letzten Jahre haben wir von zwei Expert:innenorganisationen Inputs und Unterstützung bekommen:

Zusätzlich haben wir uns mit Einzelpersonen ausgetauscht und unsere jeweiligen Erfahrungen eingebracht. Einige Anregungen haben wir aus dem Papier „White Supremacy Culture in Organizations“ von CoCo entnommen. Entsprechendes Feedback bei Tipping Points Wochenenden versuchen jeweils ab der nächsten Ausgabe zu berücksichtigen.

Ziele

Im Rahmen des Projekts „Inclusive Organisations“ haben wir uns dem Thema in 6 verschiedenen Teilbereichen genähert und jeweils strategische Ziele festgelegt:

  • ORGANISATIONSSTRUKTUR: Eine Organisationsstruktur und Kultur, in der gesellschaftliche Ausgrenzungsmechanismen nicht reproduziert, sondern aktiv bekämpft werden. Die Ziele der Organisation sind allen klar und trotzdem gibt es Raum für unterschiedliche Meinungen und Blickwinkel und mit Hierarchien wird gut und transparent umgegangen.
  • POLICIES, GROUP AGREEMENT: Richtlinien und Guidelines zu einem antidiskriminatorischen Umgang miteinander sind vorhanden, verschriftlicht, verständlich, transparent und (wo sinnvoll) öffentlich zugänglich. Das beinhaltet auch Maßnahmen für den Fall, dass diese Richtlinien nicht eingehalten werden.
  • AKTIVITÄTEN: Tipping Points Events sind antidiskriminatorisch und inklusiv und reproduzieren möglichst keine gesellschaftlichen Unterdrückungsmechanismen, sondern bekämpfen diese aktiv.
  • RESSOURCEN: Diversität und Inklusion sind keine after thoughts, die passieren falls Zeit und Geld übrig bleibt, sondern bekommen bewusst finanzielle und zeitliche Ressourcen zur Verfügung gestellt.
  • NETZWERKE: Tipping Points arbeitet in Kooperation mit verschiedenen Betroffenen-Organisationen um erstens die Events inklusiver zu machen und zweitens die Bedürfnisse/Realitäten von Betroffenen bei der Tipping Points Zielgruppe bekannt zu machen. (Das kann in verschiedenen Varianten von Kooperationen passieren, die je nach Kapazitäten und Bedürfnissen der Betroffenenorganisationen ausgestaltet werden.)

Was wir bereits tun

Oft wird in Bezug auf Inklusion, Diversität und Reflexion von Privilegien viel geredet und wenig getan. Wir möchten nicht nur Worte schwingen, sondern ins Handeln kommen! Auch auf die Gefahr hin, dass wir dabei Fehler machen, aus denen wir lernen werden.

Diese Maßnahmen ergreifen wir bereits:

  • Team:
    • Wir achten auf Diversität im Team, um verschiedene Blickwinkel dabei zu haben. Bei einem kleinen Team, wie dem von Tipping Points, ist das nicht immer leicht. Bisher waren im Team: Männer, Frauen, nicht-binäre Personen; viele weiße Menschen, wenige PoCs; eine Person hatte ein Kind, niemand hat körperliche Behinderungen, einige sind neurodivergent und/oder haben psychische Erkrankungen. Bisher hatten alle eine universitäte Bildung, der sozioökonomische Background ist heterogen. Politisch kommen wir aus der Klimagerechtigkeitsbewegung, Queerfeministischen Kontexten, no-border Gruppen und betreiben politische Erwachsenenbildung.
  • Logistik:
    • Nicht immer können wir voll barrierefreie Locations garantieren. Wir beschreiben die jeweiligen Barrieren allerdings auf der Website. Diese Information bezieht sch auf physische Barrieren, induktive Hörschleifen, Leitsysteme, …
    • Das Essen ist vegan (bzw. manchmal teilweise freegan). Auf Allergien und Unversträglichkeiten nehmen wir – so es uns möglich ist – auf Anfrage Rücksicht.
    • In Bezug auf COVID sind wir eher auf der Vorsichtigen Seite, da wir auch für Menschen mit Immunschwächen (oder pflegende Angehörige) zugänglich sein möchten. Masken und Tests stellen wir zur Verfügung.
  • Sprache und Kommunikation
    • Die Abendveranstaltungen und Plenare werden auf Englisch, bzw. Deutsch simultan übersetzt.
    • In jedem Zeitslot gibt es mindestens 1 Workshop auf Englisch.
    • Die allermeiste Außenkommunikation (Website, e-Mail Aussendungen, Messenger-Channels) findet auf Deutsch und Englisch statt.
    • Die Website kann durch ein accessibility-Plugin relativ einfach mit verschiedenen Schriftgrößen oder Kontrast dargestellt werden.
  • Erfahrung der Teilnehmer:innen
    • Mindestens an 1 der 3 Tage gibt es Kinderbetreuung.
    • Es gibt ein Awarenesskonzept. Dieses umfasst einen Leitfaden, einen Rückszugsraum, einen Team an geschulten Menschen und einer Notfalls-Telefonummer.
    • Wir fragen nach den Pronomen, mit denen Menschen angesprochen werden.
    • Wir fragen nach Feedback und versuchen dieses in Zukunft einzuarbeiten.
  • Programmgestaltung
    • In jedem Zeitslot gibt es mindestens 1 Workshop auf Englisch.
    • Bei jedem Tipping Points Wochenende gibt es mindestens 1 FLINTA-only und 1 BIPoC-only Workshop
    • Wir achten bei den Referent:innen auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis.
    • Referent:innen bekommen einen Leitfaden zur barrierenärmeren Gestaltung ihrer Workshops mit Mindeststandards und weiteren Empfehlungen. Dieser ist hier auch veröffentlicht, kann übernommen, kommentiert und ergänzt werden.
  • Finanzen
    • Es gibt mehrere Spenden-Vorschläge, sodass Menschen mit mehr Geld eingeladen werden, mehr zu beizutragen. Gleichzeitig soll eine Teilnahme auch ohne finanziellen Beitrag möglich sein!
    • Workshop-Referent:innen möchten wir für ihre Arbeit ein Honorar zahlen. Da die Hintergründe und finanziellen Abhängigkeiten von dieser Arbeit sehr unterschiedlich sind, weichen die tatsächlichen Sätze oft nach oben oder unten von unserem Standard-Honorar ab.
  • Outreach & Inclusion
    • In der Arbeitsgruppe „Outreach & Inclusion“ widmen wir uns konstant dem Erreichen neuer Zielgruppen und den Vorraussetzungen, damit diese sich bei Tipping Points auch wohl fühlen.

Woran wir gerade arbeiten:

  • Wir bemühen uns, nicht auschließlich (mittel-)europäisch zentrierte Blickwinkel im Programm zu haben.
  • Das Erreichen neuer Zielgruppen ist eine ständige Aufgabe. Vor allem jene, die in der Gesellschaft von Diskriminierung betroffen sind, haben oft nicht die mentalen, zeitlichen oder finanziellen Ressourcen an einer Teilnahme. Wir bemühen uns stets, neue Zielgruppen zu erreichen und ein Angebot zu schaffen, dass für sie jeweils nützlich ist.
  • Alle Bilder im Internet sollten mit Alternativem Text versehen werden, um für Screen Reader zugänglich zu sein.
  • Wir veröffentlichen dieses Statement im Sommer 2025 und ergänzen es je nach unseren Fort- oder Lernschritten. Damit möchten wir auch andere darin unterstützen, inklusiver zu werden oder und Feedback zu geben.

Du hast Tipps oder Fragen?

Du organisierst auch Events? Lass dich gerne von unseren Bemühungen inspirieren, kopiert, übernehmt, kritisiert, ergänzt uns, startet eigene Diskussionen und Maßnahmen dazu!
Melde dich gerne per Mail: tipping-points[ät]humus[.]live

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