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Themenschwerpunkt: Soziale Bewegungen und linke Parteien.

Gegensätze, Unterschiede und Synergien.

Menschen, die sich für gesellschaftliche Veränderung einsetzen möchten, haben seit jeher zwei Optionen: Soziale Bewegungen (Politik „auf der Straße“) oder Parteien. Solange letztere (noch) keine Ämter innehaben, bleibt in beiden Fällen nur die „außerparlamentarischer Opposition“. Wie wirken diesen Ebenen zusammen – und wo gegeneinander?

Diese Jubiläumsausgabe von Tipping Points möchten wir der Beziehung dieser beiden Akteur:innen widmen; denn der Rechtsruck hat in den letzten Monaten und Jahre viele Menschen aus Bewegungen dazu gebracht, die Verbindung zu Parteien neu zu reflektieren oder sogar zu verstärken. Ob durch inhaltliche Debatten, öffentliche Unterstützung von Wahlkämpfen, Bewegungs- Kandidaturen auf Listen, finanzielle Unterstützung, engen Austausch durch Einzelpersonen, oder einen Prozess der Zur-Verantwortung-Ziehen … eine Zusammenarbeit von Bewegungen und Parteien kann vielfältig sein.

Doch die Beziehung von Bewegungen und Parteien ist strukturell nicht auf Augenhöhe. Das politische System bevorzugt Parteien durch Zugang zu institutioneller Macht und Geld. Eine nachhaltige Kooperation auf Augenhöhe kann nur stattfinden, wenn Parteien diese Machtposition kritische reflektieren und Maßnahmen zur Reduktion des Machtgefälles ergreifen. Manche Kontexte hingegen sehen die Kooperation mit Parteien grundsätzlich kritisch, da sie die Zusammenarbeit mit staatlichen Strukturen ablehnen.

Durch Workshop, Austauschräume und Rahmenprogramm möchten wir uns Anfang Juni diesem wichtigen Themenkomplex widmen.

Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns:

  • Haben Bewegungen ein realistisches Bild von Parteienarbeit? Ist es verklärt, wird es unterschätzt? Und umgekehrt, haben Parteien ein realistisches Bild von Bewegungen? Werden sie unterschätzt oder belächelt?
  • Wie (müssen sich) Bewegungen neu orientieren, wenn in den Institutionen und Ämter, gegen die sich ihr Protest oft wendet, auf einmal progressive Parteien sitzen?
  • Wie kann eine gemeinsame Strategie von Parteien und Bewegungen ausschauen? Wenn sie gleiche Ziele haben, wie können sie dann gemeinsam/synergetische drauf hinarbeiten; ohne, dass es eins oder anderes auffrisst/schwächt.
  • Was sind Gemeinsamkeiten, was Unterschiede? Wie können sie voneinander lernen und gemeinsam für eine bessere Welt kämpfen?
  • Was können Bewegungen und Parteien voneinander lernen in Bezug auf ihre interne Organisierung?
  • Welche staatlichen Institutionen macht es Sinn zu nutzen?
  • Wie gehen wir als Bewegungen damit um, wenn Leute aus unseren Reihen in Parteien gehen? (Wie) können wir sie unterstützen, bei ihren Positionen zu bleiben? Wie gehen wir mit Frust und Niederschlägen um, wenn die gewünschten Ziele nicht erreicht werden?
  • Wie können Parteien für Bewegungen Mitmach- und Mitbestimmungsmöglichkeiten schaffen?
  • Wann ist es überhaupt möglich/sinnvoll eine Zusammenarbeit zu suchen?

Uns ist bewusst, dass eine Zusammenarbeit mit Parteien für viele Bewegungen und Gruppen gar nicht in Frage kommt. Ob aus ideologischen und strategischen Gründen, aufgrund von historischem Misstrauen oder gar wegen Verfolgung und Traumatisierung. Diese Menschen möchten laden wir herzlich ein, sich kritisch an den Debatten zu beteiligen; oder auch einfach den Rest des Programms zu genießen.

Passend zum Schwerpunktthema versuchen wir als Tipping Points diesmal etwas Neues aus. Die 10. Ausgabe organisieren wir in Kooperation mit den Jungen Linken, einer Organisation, die in vielerlei Hinsicht diese Brücke zwischen Bewegung und Partei zu leben versucht; sowie der System Change-Regionalgruppe in Graz.

Euch erwartet also wie gewohnt spannende Inhalte, einige Innovationen, und trotzdem einige Tipping Points Klassiker.

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