Zum Inhalt

Das war Nummer 10

Tipping Points #10 ist vorüber – und damit auch das erst Mal, dass wir wieder zurück in eine Stadt gekommen sind, in der Tipping Points schon mal stattgefunden hat: das erste Mal zum zweiten Mal in Graz!

Wir möchten uns vor allem bei allen bedanken, die vorbei gekommen sind – ob zu den Workshops oder zum Rahmenprogramm – und bei alle jenen, die tatkräftig mitgeholfen haben. Als Referent:innen, in der Küche, als Helping Hand oder einfach, in dem sie in ihrer Gruppe über Tipping Points erzählt haben oder unser Projekt finanziell unterstützt haben. DANKE.

Vorerst haben wir hier einige visuelle Eindrücke für euch. Mehr zum Nachlesen gibt’s demnächst auch noch, so wie alle Unterlagen und Dokumentationen, die uns von den Workshops erreichen:

Sonst möchten wir euch alle herzlich auch zur Sommerakademie der Sozialen Bewegungen einladen – die Anmeldung ist schon offen! Besucht dort auch unsere Workshops im “Skills Strang” zu Bewegungsaufbau und vernetzt euch mit anderen.

Bild vom Check-In-Tisch: Programmübersicht und Infomaterialien liegen auf

Das Wochenende war sehr divers und inspirierend. Das Programm war wirklich spannend. Highlights unter den Workshops waren zum einen „Kritische Prozessbeobachtung als politisches Tool“ von prozess.report. Denn das Beobachten von Gerichtsprozessen von links ist eine wichtige Aufgabe. Es erlaubt, in Zeiten des Rechtsruck Repression und rechtliche Veränderungen im Blick zu behalten. Zum anderen „WIR // JETZT // HIER – ein radikaler Rettungsschirm für die LINKE“. In diesem Workshop haben zwei Aktivist*innen von ihrem Versuch erzählt haben, linksradikale Autonome zu einem Parteieintritt in die LINKE in Deutschland zu motivieren.

Bei der Wahl des Schwerpunkt-Themas hat diesmal das Super-Wahljahr eine Rolle gespielt. Wir beobachten, dass sich auch partei-fernere Gruppen in letzter Zeit mehr mit der Frage beschäftigen, ob und inwiefern sie den Wahlkampf von bestimmten Parteien unterstützen sollten. Die jüngsten Erfolge der KPÖ, die mögliche Neuorganisierung der Partei die LINKE in Deutschland und die Kandidatur von Lena Schilling für die Grünen sind da natürlich spannende Fälle.

Wir nehmen dazu als Team und Referent*innen auch einige Überlegungen aus dem Wochenende mit. Wie sich die Beziehung von Bewegungen zu Parteien verhält, hängt unseres Erachtens stark davon ab, um welche Partei es sich handelt und wie ähnlich die Inhalte sind. Womöglich baut sich die Skepsis von sozialen Bewegungen gegenüber Parteien – Dank der Auseinandersetzung mit der KPÖ – momentan langsam ab. Zumindest stellt die KPÖ das erste Mal seit langem für viele eine ernstzunehmende, wählbare Alternative da.

Wenn Parteien von sozialen Bewegungen Vertrauen und Wahlstimmen bekommen, müssen sie aber auch im Gegenzug etwas liefern. Dieser Schritt bleibt oft aus und zerstört das Vertrauen. Parteien brauchen Strukturen, in denen das verankert ist, damit es nicht von einzelnen Personen abhängt. In diesem Zusammenhang wäre es auch wichtig, weniger in „entweder-oder“ zu denken und mehr in „sowohl-als auch“. Das wäre auch für einen Abbau von Barrieren und gemeinsames Arbeiten hilfreich. Die Gehaltsbeschränkung, wie sie bei der KPÖ institutionalisiert und von Lena Schilling zumindest angekündigt wurde, können ein spannendes Instrument sein. Sie halten die Politik näher an der Lebensrealität der Menschen (und sozialen Bewegungen).

W ir haben aber auch über Eurozentrismus gesprochen und was weiße Aktivist*innen und Parteigenoss*innen von der zapatistischen Bewegung, von Rojava, indigenen Gemeinschaften in Südamerika und afrikanischen Ländern lernen können und müssen. Deutlich wurde auch – für Parteien und Bewegungen: Wir brauchen ein neues kollektives Verständnis von Verantwortung für uns selbst und den Menschen um uns herum. Wenn sich jede Person in einer Gruppe für jede andere Person in der Gruppe und das, was in der Gruppe passiert, verantwortlich fühlt, haben wir automatisch ein anderes Kollektiv, eine andere Achtsamkeit/Awareness und eine andere Form von Leitung.

Das Feedback, das wir von Teilnehmenden bekommen, war in der Vergangenheit sehr positiv. Klare Ausnahmen waren immer wieder Kommentare von BIPoC-Aktivist*innen, die Mikroaggressionen erfahren haben und uns darauf hinweisen, wie schwer es ist, sich in weißen, aktivistischen Räumen wohl zu fühlen. Diese Kritik nehmen wir sehr ernst. Denn wir möchten nicht nur von Diversität sprechen, sondern sie auch leben bzw. fördern. Seit einigen Monaten sind wir in einem expliziten Prozess, Tipping Points in Bezug auf Inklusion, Diskriminierung und Zugängen zu reflektieren und zu verbessern. Es hat mich gefreut, diesmal in Graz positives Feedback zu bekommen: zur barrierefreien Location, zur Simultanübersetzung im Plenum, zu den mehrsprachigen Workshops, den FLINAT-only und BIPoC-only Workshops, zum Awareness-Raum und der interessanten Durchmischung der Teilnehmenden. In Bezug auf thematische Diversität haben wir dieses Mal auch einen großen Sprung geschafft. Bisher gab es unter den Teilnehmer*innen einen großen Überhang an Klima(gerechtigkeits)aktivist*innen. Wir bemühen uns seit längerem, auch andere Bubbles zu erreichen.

Wir möchten uns vor allem bei allen bedanken, die vorbei gekommen sind – ob zu den Workshops oder zum Rahmenprogramm – und bei alle jenen, die tatkräftig mitgeholfen haben. Als Referent:innen, in der Küche, als Helping Hand oder einfach, in dem sie in ihrer Gruppe über Tipping Points erzählt haben oder unser Projekt finanziell unterstützt haben.

de_ATGerman